Kanada 12.07. bis 24.07.2014

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Reisebericht

 

Wir wollten Kanada eigentlich nur als Durchgangsland bereisen um von Ost nach West zu kommen. Das haben wir auch größtenteils getan. In der Nähe von Niagara passieren wir die Grenze. Der Grenzübertritt war so einfach, dass wir noch Tage überlegt haben, ob alles so seine Richtigkeit hatte (hatte es). Kanada begrüßt uns mit einem riesigen Verkehrschaos im Großraum Toronto. Das hatten wir nicht erwartet, waren doch die Autobahnen in den USA immer leer oder überdimensioniert gewesen. Hier bestehen die Autobahnen aus 6 bis 8 Spuren die rappelvoll sind. Aber es fließt. Wir wuseln uns mit Hilfe unseres Navis nach Norden durch und kommen dann schnell in ruhigere Gefilde; also in sehr ruhige.

 

Die Landschaft nördlich des Großraumes Toronto ist hügelig und bewaldet. Vom Highway hat man einen schönen Blick in die Berge. Die Natur ändert sich zusehends in Richtung Norden. Der Wald wirkt rustikaler, gequälter, er kämpft während der harten Winter hier oben. Die Bäume sind niedrig und verknorkselt. Außerdem rückt der Wald näher an die Straße, so dass man nicht mehr diesen Blick in die Landschaft genießen kann. Wir machen Strecke. Ontario ist einfach riesig.

 

Die Versorgung ist für uns aus dem extrem dicht besiedelten Deutschland verwöhnte Einwohner unerwartet dünn. Es gibt weit und breit nichts. Allerdings sind wir auch noch nicht durch touristische Regionen gefahren. Erst bei Sudbury , die erste größere Stadt, die wir auch zum Einkaufen nutzen müssen, treffen wir auf den Trans-Canada-Highway (TCH), den wir bis zum Wechsel in die USA in Richtung Westen folgen werden.

 

Die ersten Übernachtungsstationen waren die Provincial-Parks Grundy-Lake und Pancake Bay. Mit der Pancake Bay haben wir bereits den Lake Superior erreicht. Hier werden wir auch das erste Mal so richtig mit Mücken konfrontiert. Die Mücken in Kanada sind Hölle. Es gibt unterschiedliche Arten, die keineswegs nur Abends und Nachts unterwegs sind. Einige stechen sogar durch dicke Jeanshosen. Selbst die Kanadier sprechen dieses Jahr von einem wirklichen Problem. Sonst ist es wohl nicht so schlimm. Schuld ist wohl der überaus lange und feuchte Frühling, während dem die Mückenschwärme förmlich explodiert sind. Die Kanadier kaufen sich ihr Feuerholz für das allabendliche Lagerfeuer. Aber sie lassen es unverbrannt liegen, da die Mücken nicht auszuhalten sind. Sie verziehen sich pünktlich zur Dämmerung in ihre Unterkünfte, die meistens wesentlich größer als unser Tojo sind.

 

Lake Superior:

 

Er ist flächenmäßig der größte See der Welt. Wir brauchen Tage um das Nordufer hinter uns zu lassen. Er bildet die Grenze zwischen USA und Kanada. Er ist so groß, dass er sein eigenes Klima mit eigenen Wolken schafft. Das Wasser des Lakes Superior ist Mitte Juni arschkalt, also wirklich kalt, richtig kalt. Wenn man die Hand oder den Fuß ins Wasser hält fängt es an nach kurzer Zeit an weh zu tun.

 

Agawa Rock:

 

Von der Pancake Bay starten wir einen Ausflug zum Agawa Rock der direkt am Lake Superior liegt. Ziel sind hier die Felszeichnungen indianischen Ursprungs. Es führt ein schöner, steiler, felsiger aber kurzer Trail direkt zum See. Am Ufer angekommen hangelt man sich an einer steilen Felswand auf schrägem Felsen entlang. Viel Platz ist nicht. Es sind dicke Seile in den Felsen gerammt, damit man sich einigermaßen festhalten kann und nicht ins eiskalte Wasser abrutscht. Die Felszeichnungen sind, wie im Reiseführer beschrieben, nicht so beeindruckend, zumal eine ordentliche Erläuterung fehlt. Aber der Trail selbst ist sehr hübsch und bei schönstem Wetter präsentiert sich der Lake Superior an dieser Stelle von seiner schönsten Seite.

Nächster Halt ist der ungeplante Campground Rossport des Rainbow Falls PP der sich als kleines Paradies entpuppt hat. Wir sind in die Non-Elektric-Area gekommen. Und diese ist einfach paradiesisch, da hier die Plätze direkt am Ufer des Lake Superior liegen und wenn nicht, dann wunderschön in der Landschaft versteckt. Hier gibt es viel Licht und wesentlich weniger Mücken. Das Ufer des Sees ist hier durch große flache Felsen gesäumt, die man herrlich beklettern kann. Außerdem lernen wir hier das erste Chipmunk kennen (in den USA werden wir sehen, dass es davon mehrere Unterarten gibt, nicht zu verwechseln mit den Ground-Squirls). Chip-Munks lösen bei uns immer einen „süüßßßß-Alarm“ aus.

 


Nach 2 Nächten fahren wir zur nächsten Station, dem Quetico PP weiter. Der Quetico PP ist nur auf sehr kleiner Fläche erschlossen, nur von der südlichen Route des TCH zugänglich und mit einem endlosen Flusssystem durchzogen. Das macht ihm zu einem Eldorado für Kanuten. Der Ranger meinte, wenn man eine Woche verschwinden will, dann kann man das hier ohne Probleme tun.

 

Letzte Station in Ontario ist der Rushing River PP, welcher sehr groß und schön für Familien aber nichts für uns ist. Wir durchqueren die Provinz Manetoba an einem Tag und kommen in Saskatchewan im Moosemin PP an, der uns als Notstop zu später Stunde dient. Hier bekommen wir den letzten Platz im Überlauf-Areal und wollen unbedingt die Duschen und das Wasserangebot (Tojo voll machen) nutzen. Das müssen wir auch, wollen wir doch vom TCH nach Süden abweichen und nun zum Grasslands NP, der außer einem Campingplatz nichts hat, fahren.

Saskatchewan und seine Landschaft wird im Reiseführer eher als langweilig beschrieben. Auch diese Provinz ist landwirtschaftlich geprägt. Und doch hat sie uns mächtig mit ihrer Schönheit überrascht. Um den Moosemin PP gibt es unzählige Wäldchen und Seen in denen Biberburgen zu sehen sind. Weite Teile sind, wie auch in Manatoba, noch durch die letzten Überflutungen (Hurrikan Arthur lässt grüßen) gezeichnet. Weiter südlich wechselt die Landschaft in die Prärie. Es ist ein Land der sanften Hügel, der Wiesen und Felder auf denen der Raps blüht. Es gibt wilden Lavendel. Es durftet nach echter Wiese und natürlich nach Raps, Lavendel und Klee. Alles blüht. Insofern haben wir den richtigen Zeitpunkt erwischt, denn abgeerntet sehen die riesigen Flächen bestimmt nicht so toll aus. Die (glücklichen) Kühe sind mit ihren Kälbern (hier werden die Kälber nicht von den Mütterkühen abgesondert und mit Kunstmilch aufgezogen) auf den Weiden. Riesige Wiesen/Weideflächen dienen ausschließlich der Heuproduktion um die Tiere durch den langen Winter zu bringen. Diese Weideflächen bestehen nicht aus Monokultur sondern sind bunt gemischte Kräuter- und Graswiesen die herrlich durften

Im Süden streifen wir die Bad-Lands von Saskatchewan (kahle schroffe Berge). Sehr beeindruckend, vor allem nach der langen Fahrt durch flaches oder nur sanft hügeliges Land. Die Ortschaften hier im Süden Saskatchewans sind sehr klein aber recht ordentlich und sehen so aus, wie man sich dass in einem alten amerikanischen Film vorstellt. Eine Hauptstraße, ein paar Häuser mit Lebensmittelladen, Bar und Tankstelle und ein paar Wohnhäuser drumherum. Fertig. Übrigens ist Jacks Coffee im Örtchen Eastend (das mit dem größten echten Tiranosaurus Rex o.ä. Skelett der Welt...na ja...) sehr zu empfehlen (geile Atmosphäre und das Tagesmenü ist nicht schlecht; es wurde vor 1/2 Jahr von einer griechischen Familie übernommen, die wegen der Wirtschaftskrise in ihrem Land ausgewandert sind).

 

Grasslands NP

Nach scheinbar endloser Fahrt durch Niemandsland (nur hier und da freundliche Kühe) und knapp 20 km Schotterpiste und einem Steinschlag in der Windschutzscheibe unseres Tojos sind wir im Grasslands Nationalpark (es ist nicht nur ein Provincial Park) angekommen. Dieser teilt sich in 2 Blöcke auf (Ost und West) da sich dazwischen noch Farmland befindet. Man ist dabei, nach und nach weitere Flächen hinzu zu kaufen. Dieser Nationalpark schützt die letzten echten Prärien, so wie sie vor ca. 100 Jahren von den ersten Siedlern vorgefunden wurden. Wir sind überwältigt von der Lage und der Stille. Insgesamt hat uns der sogar weniger besuchte East-Block wesentlich besser gefallen. Der Campground ist hier im Gegensatz zum West-Block erst vor wenigen Jahren eröffnet worden. Das kleine Häuschen, welches die Rangerstation ist, konnte nun von Privatleuten übernommen werden und steht inmitten von ein paar Bäumen und Büschen. Hier ist alles liebevoll angelegt inkl. Holzbrücke über den Rock-Creek und die beiden Rangerinnen Shayleen und Branda bieten eine sehr gute Betreuung an. Auch Brot und Butter kann man von ihnen im Notfall bekommen und Trinkwasser gibt es gratis.

 

Der East-Block (Ostblock will ich nicht schreiben, als DDR-Kind klingt das komisch) oder besser gesagt dessen Campground befindet sich in einem sehr breiten und nicht allzu hohen Canyon (nicht ganz unten) des Rock-Creeks. Der Ausblick ist wunderschön. Eine Schwalbenkolonie hat sich an dem Rangerhäuschen breit gemacht und es ist herrlich ihnen bei der Insektenjagd zu zugucken. Abgesehen davon sind die hier wohnenden Prärie-Hunde ein super Unterhaltung. Im Umland gibt es mehrere Trails, die bewandert werden können. Der längste ist der mit 11 km zu einem Aussichtspunkt führende Trail, dessen Rückweg durch den Canyon vom Wanderer selbst zu suchen oder zu finden ist. Dieser Trail hat uns viel Anstrengung, Schweiß, Mühe und geschlagene 6 Stunden gekostet. Aber es ist wirklich empfehlenswert. Erst hier fällt einem die Vielfalt an Pflanzen auf; es gibt 2 Kakteen- (in Kanada!) und 19 Gräser-Arten.

 

Der Campground des West-Blocks ist hingegen ganz anders. Dieser liegt oben am Rand des Canyon auf einer großen „Wiese“. Klar gibt es in der Prairie nichts als Graß, aber so....völligst frei. Es gibt ein Haus, dass als Aufenthaltsraum genutzt werden kann, ein paar Plumpsklos und einen Zaun um die Bisons abzuhalten. Sonst nichts; die Rangerstation liegt ebenfalls nicht hier sondern im nächsten Ort Val Marie. Der große Unterschied zum East-Block ist, dass hier eine Bisonherde frei lebt. Die Hauptherde war leider in einem anderen Teil des Parks aber wir haben mit dem Fernglas vereinzelte Bullen auf der anderen Seite des Canyons sichten können. Eine weitere Besonderheit sind die 2 ansässigen Kolonien der Blacked-Tailed-Prairie-Dogs.

In der 2. Nacht werden wir von einem (für unsere Verhältnisse) schweren Gewitter mit heftigen Sturmböhen überrascht, was letztendlich dazu führte, dass wir das Dach einklappen müssen. Am nächsten Tag bei der Rangerstation nachgefragt, wurde uns bestätigt, dass es schwere Unwetterwarnungen gab, aber da es hauptsächlich nur blitzte hat es keiner für Nötig befunden, am Campground vorbei zu schauen. Gut....

 

An diesem Tag verlassen wir Saskatchewan und queren bzw. sehen dabei noch einige Regen- und Hagelfronten (man kann im flachen Land sehr weit gucken). Hier braute sich ordentlich was zusammen (der Wetterbericht an den darauf folgenden Tagen bestätigte das). In Alberta verlassen wir den TCH und fahren nach Süden in Richtung USA. Dort machen wir kurz vor der USA/Kanadischen Grenze im letzten Grenzstädtchen Milk River Zwangsstop (es ist schon sehr spät) und beschließen aufgrund der starken Windböhen die Übernachtung im großartigen Sandstone-Motel. Wenigsten kommen wir nun ordentlich gesäubert wieder zurück in die USA. Was würde das sonst auch für einen Eindruck am Grenzübergang machen....